Wind (German Edition) by Stephen King

Wind (German Edition) by Stephen King

Autor:Stephen King [King, Stephen]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-09-09T22:00:00+00:00


Tim sprang auf und stürzte auf Bitsy zu, die ihn überrascht anstarrte. In seiner Vorstellung ritt Jack Ross’ Sohn bereits auf dem Eisenholzpfad zurück und trieb Bitsy mit Hackenstößen an, bis sie mit Karacho den Pfad hinuntergaloppierte. In Wirklichkeit holte der Zöllner Tim ein, bevor der drei Schritte weit gekommen war, und zerrte ihn ans Lagerfeuer zurück.

»Hoppla, junger Tim, nicht so voreilig! Unser Palaver mag wohl gut fortgeschritten sein, aber es ist noch längst nicht zu Ende.«

»Lasst mich los! Ich muss zu ihr! Sie stirbt, wenn er sie nicht schon umgebracht hat! Oder … war das nur Glammer? Ein kleiner Scherz von Euch?« Dann war es der gemeinste Scherz gewesen, den man einem Jungen, der seine Mutter liebte, spielen konnte, fand Tim. Trotzdem hoffte er, dass dies nur ein grausamer Scherz gewesen war. Er hoffte, dass der Steuereintreiber lachend sagen würde: Diesmal hab ich dich echt reingelegt, junger Tim, was?

Der Zöllner schüttelte den Kopf. »Kein Scherz und kein Glammer, denn das Becken lügt nie. Es ist leider schon alles passiert. Schrecklich, was ein Mann im Suff einer Frau antun kann, was? Aber sieh noch mal hin. Vielleicht findest du diesmal etwas Trost.«

Tim sank vor dem Becken auf die Knie. Der Zöllner schwenkte seinen Stahlstab über dem Wasser. Ein verschwommener Dunst schien darüber hinwegzuziehen … Möglicherweise war das aber auch nur eine Illusion, weil Tims Augen voller Tränen waren. Dann verschwand dieser Nebel. Nun sah er auf dem Wasser die Veranda ihres Häuschens, auf der eine Frau, die kein Gesicht zu haben schien, sich über Nell beugte. Langsam, ganz langsam schaffte es Nell, mithilfe der Unbekannten auf die Beine zu kommen. Die Frau ohne Gesicht drehte sie zur Haustür, und Nell ging mit schlurfenden Schritten dorthin.

»Sie lebt!«, rief Tim aus. »Meine Mama lebt!«

»Das tut sie wohl, junger Tim. Sie blutet zwar, ist aber ungebeugt. Nun ja, vielleicht ist sie zumindest ein wenig gebeugt.« Der Zöllner schmunzelte.

Diesmal hatte Tim darauf geachtet, nicht ins Becken, sondern darüber hinweg zu schreien, sodass die Vision erhalten blieb. Jetzt erkannte er, dass die Frau, die seiner Mutter half, deshalb kein Gesicht zu haben schien, weil sie einen Schleier trug, und dass der kleine Esel, den er am äußersten Rand des zitternden Bildes sah, Sunshine war. Er hatte Sunshine schon oft gefüttert, getränkt und bewegt. Das hatten alle Schüler der kleinen Privatschule in Tree getan; es gehörte zu dem, was die Schulleiterin als ihren »Unterricht« bezeichnete, aber Tim hatte nie gesehen, dass sie ihren Esel tatsächlich ritt. Wäre er gefragt worden, hätte er gesagt, das könne sie vermutlich nicht. Wegen ihren Schüttelanfällen.

»Das ist die Witwe Smack! Was tut die in unserem Haus?«

»Am besten fragst du sie das selbst, junger Tim.«

»Habt Ihr sie irgendwie hingeschickt?«

Der Zöllner schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich habe zwar viele Hobbys, aber Damen in Not zu retten, das gehört nicht unbedingt dazu.« Die breite Hutkrempe beschattete sein Gesicht, als er sich tiefer über das Becken beugte. »O du liebe Güte. Ich befürchte, sie ist weiter in Not. Was keine Überraschung ist, wenn man bedenkt, wie schrecklich sie verprügelt worden ist.



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